Was wäre, wenn man nach Feierabend gemütlich zu Hause sitzt, ein spannendes Computerspiel zockt und einem dabei die Chips quasi wie von selbst in den Mund fliegen? Gar nicht so utopisch, zumindest nicht für Dennis Winkens. Der Online-Redakteur der Motion Solutions GmbH hat seit vier Jahren einen Roboterarm an seinem Elektrorollstuhl montiert.

Wenn der 29-Jährige nicht gerade die Homepage des Unternehmens pflegt, Videos bearbeitet oder Produkte testet, widmet er sich leidenschaftlich gern digitalen Fantasiewelten. „Ohne technische Hilfsmittel wäre das für mich kaum möglich. Die meisten PC-Steuerungen lassen ja nur Links- und Rechtsklick zu oder eben die Mausbewegung, da ist man sehr eingeschränkt“, meint er.

Dennis in action auf der Gamescom 2017.
Foto: privat

Der gebürtige Viersener ist mittlerweile ganz gut ausgerüstet. Sein Roboterarm reicht ihm zum Beispiel Snacks, Getränke und kleine Gegenstände im Alltag, am Computer verwendet Dennis eine Mundmaus zum Tippen, Klicken und Spielen und um sich in seinem Elektrorollstuhl fortzubewegen drückt er verschiedene Taster in der Kopfstütze des Rollstuhls.

So lebt Dennis weitgehend selbständig, für das perfekte Zocker-Vergnügen wünscht er sich aber noch zwei ganz bestimmte Gadgets, wie er sagt: „Ein Adapter oder eine Halterung aus dem 3D-Drucker für eine Augensteuerung oder eine VR-Brille, das wäre cool!“ Außerdem würde ein neuer Joystick es auch Anderen möglich machen, mit Dennis gemeinsam verschiedene Spielewelten zu erkunden.

Damit es im Alltag bei manchen Handgriffen noch schneller geht als bisher, wären kleine Tischroboter ebenfalls eine praktische Hilfe.

Es wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinbekommen bei HelpCamps – oder?

Wer mehr dazu wissen möchte, wie Dennis technische Hilfsmittel in seinem Alltag nutzt, sollte sich diese Diskussion mit ihm auf der TINCON 2016 anschauen oder ihm auf FacebookTwitterYouTube und Instagram folgen.

Kurz vor dem HelpCamps-BarCamp am 9. Dezember 2017 in Dortmund geht’s im HelpCamps-Team so richtig rund! Hier ein Zwischenstand für alle, die zum Projekt auf dem Laufenden bleiben möchten.

Nachgefragt – die REHACARE-Redaktion beim HelpCamps-Team

Die Redaktion von REHACARE war beim HelpCamps-Team zu Besuch und hat nachgefragt, warum wir HelpCamps eigentlich machen, wieso uns neben Menschen mit Behinderung auch KMU, 3D-Druck und Forschung so wichtig sind und was wir außer dem HelpCamps-BarCamp in Zukunft noch so vorhaben. Viel Spaß mit dieser Wochenendlektüre!

Mit an Board – FabLab Münster & Threedom 3D-Druck-Portal

Nachdem wir erst vor kurzem be able e.V. aus Berlin als Netzwerkpartner begrüßen durften, freuen wir uns nun, dass auch das FabLab Münster und das 3D-Druck-Blog Threedom mit an Board sind. Herzlich willkommen und auf eine kreative Zusammenarbeit für schnell produzierbare, günstige und individuelle technische Hilfsmittel!

Zeig dich mit HelpCamps!

Zur Einstimmung auf das HelpCamps-Barcamp in gut einer Woche gibt es jetzt auf Facebook unseren schicken neuen Profilrahmen im HelpCamps-Design. Einfach auf Facebook einloggen, den Beitrag aufrufen und auf „Ausprobieren“ klicken – schon erscheint das eigene Profilbild in unserem Spezialdesign!

HelpCamps-BarCamp – Vorbereitungen am laufenden Band

Das HelpCamps-Team tippt, telefoniert und schwitzt – damit das HelpCamps-BarCamp ein voller Erfolg wird für alle Beteiligten! Am vergangenen Dienstag kamen endlich unsere Lanyards, also Schlüsselbänder, für das BarCamp an. Gar nicht schlecht, oder?

Wie kann man Kunsthandwerker, die in Werkstätten für Menschen mit Behinderung arbeiten, dazu befähigen, eigene Produktideen zu entwickeln und sie dadurch in eine identitätsstiftendere Produktion bringen?

Mit dieser Frage hat alles begonnen bei be able e.V. aus Berlin. Isabelle Dechamps erarbeitete im Rahmen ihres Design-Studiums 2010 ein Bildungskonzept, aus dem sich mehrere Co-Designprozesse mit Werkstattmitarbeitern ergaben.

Vier Jahre später hatte sich aus ihrem theoretischen Ansatz ein „Katalysator für Kreativität, Sozialkompetenz und Inklusion“ entwickelt, wie sie selbst sagt, und der gemeinnützige Verein be able e.V. wurde gegründet.

Heute hat das Team von be able mit seinem Engagement bereits Brücken gebaut zwischen den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen – ob Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen, Geflüchtete, verhaltensauffällige Jugendliche, Gefängnisinsassen oder Mitarbeiter von Unternehmen und Experten – sie alle haben gemeinsam innovative Lösungen sowie Produkte geschaffen und so ihre eigenen Lebensumstände mitgestaltet.

Katalysator für Kreativität, Sozialkompetenz und Inklusion

Beispielsweise wurde dadurch Deutschlands erster inklusiver Co-Working-Space TUECHTIG in Berlin ins Leben gerufen oder es wurden Zubehörteile für Rollstühle entwickelt beim Projekt MADE FOR MY WHEELCHAIR. „Im Verlauf des letzten Jahres haben wir in dem Projekt in einer Gruppe von Rollstuhlnutzern, Technikern und Designern mit 3D-Druckern und einem Lasercutter die Open Lights entwickelt. Ein Open Source Beleuchtungsset für Rollstühle, das man sich in FabLabs nachbauen kann“, beschreiben Isabelle Dechamps und ihr Teamkollege Yi-Cong Lu im Interview.

Als HelpCamps-Netzwerkpartner bringt be able e.V. also ein vielfältiges Know-How ein. Isabelle und Cong ergänzen: „Wir möchten unsere Erfahrungen einbringen, uns in den Projekten Anderer engagieren, Interessen vernetzen und vor allem im Austausch voneinander lernen“.

Das Erfolgsrezept von be able e.V.: durch Kreativität und Praxis Vorurteile sowie Berührungsängste beseitigen und die Fähigkeiten jedes Menschen für alle sichtbar machen. Dazu nutzt das Team aus Designern, Handwerkern und Kommunikationsspezialisten klassische Techniken zur Materialverarbeitung ebenso wie Design Thinking und Co-Creation als innovative Prozessmethoden, wenn es um Personalentwicklung, Mediation oder Teamentwicklung geht.

Diversität, Praxis und Co-Creation-Prozesse auch im großen Stil nutzen

Isabelle und Cong möchten gemeinsam mit ihrem Team ihre Kompetenzen noch effektiver einsetzen. „Wir möchten unseren gesellschaftlichen Impact vergrößern und dazu solide Kooperationen aufbauen – zu Kultureinrichtungen, zu Ministerien und anderen Initiativen mit den gleichen Zielen. Wir möchten bei HelpCamps potentielle Partner und Akteure mit den gleichen oder ähnlichen Zielen kennen lernen, also Menschen mit Visionen oder auch Institutionen und Unternehmen, die bei der Produktentwicklung offen sind für neue Wege und Lösungen.

Auf unserer Tour durch Dortmund haben wir nicht nur das Team von SLS-Assist besucht, sondern auch einen Stopp bei Ingo Bosse von SELFMADE eingelegt. Der Mann, der uns die Tür zum MakerSpace öffnete, kam uns irgendwie bekannt vor ─ bei der Begrüßung stellten wir fest: es ist Nils Beinke von Makers Help Care ─ so ein Zufall!

Tatsächlich hatten wir uns nicht abgesprochen, umso größer war die Freude, dass wir uns noch vor dem HelpCamps-BarCamp persönlich kennen lernten. Wie wir das spontane „Klassentreffen“  verbracht haben, hat Nils sehr schön auf seinem Blog beschrieben. Das wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten!

So war’s auf dem spontanen Klassentreffen von SELFMADE, Makers Help Care und HelpCamps in Dortmund!

Was kann ich im inklusiven Dortmunder MakerSpace bauen? – Ein paar Vorschläge. Foto: HelpCamps

SELFMADE kompakt – Ingo Bosse ist auch an Unis und anderen Einrichtungen unterwegs, um das Projekt vorzustellen. Foto: HelpCamps

Ein Wohngebiet mitten in Dortmund, eine Hofeinfahrt mit großem braunen Tor, ein unscheinbarer, enger Hauseingang ─ es wird schon langsam dunkel, wir wissen nicht, ob wir wirklich richtig sind an diesem Ort, um Dr.-Ing. Jan Blömer vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT und sein Projekt SLS-ASSIST kennen zu lernen. Auch die Türschilder verraten uns nicht genau, ob das Navigationsgerät gewusst hat, wo es langgeht, aber DEZENTRALE ─ gemeinschaftslabor für zukunftsfragen hört sich sehr nach Tüftelei an.

Die DEZENTRALE – das Zuhause von SLS-ASSIST. Foto: HelpCamps
Auf gehts zum Projekt SLS-ASSIST! Foto: HelpCamps
Ein Tüftlerparadies – da, wo man es zunächst überhaupt nicht erwartet. Foto: HelpCamps
Bettina Klare erzählt uns, was sie im Projekt SLS-ASSIST bisher entwickelt hat. Foto: HelpCamps

Nach einem kurzen Surren an der Türklingel geht es weiter durch den engen, unscheinbaren Hauseingang in den Hinterhof. Spätestens jetzt wissen wir mit Sicherheit: wir sind an einem Ort, an dem sich Bastler, Wissenschaftler sowie Visionäre aus Dortmund und Umgebung voll austoben können. In der DEZENTRALE, einem kleinen Anbau des Wohnhauses, gibt es neben einem FabLab ein BioLab zur Erforschung von Wachstumsprozessen von Bakterien, Schleimpilzen und Algen für die Werkstoffproduktion und ein e:Lab, ein Diskussionsraum für dezentrale Energieversorgung und urbane Mobilität in Dortmund.

Ob Fused-Deposition-Modeling (FDM), Stereolithografie (SLA),  Selektives Lasersintern (SLS) oder Lasercutting, alle, die beim Projekt SLS-ASSIST mitmachen, um ihr eigenes technisches Hilfsmittel zu entwickeln, können experimentieren, so viel sie wollen. Natürlich dürfen da ein 3D-Scanner, ein Extruder und ein Polisher auch nicht fehlen.

Nachdem Bettina Klare Dr.-Ing. Jan Blömer und seinem Team genau erklärt hat, welche Art von Hilfsmittel sie braucht, geht es los mit dem Handscan. Foto: Bettina Klare
Der Handscan auf dem Computerbildschirm. Foto: Bettina Klare
Nun wird die Schiene Schritt für Schritt digital entwickelt. Foto: Bettina Klare

Genau so begeistert von den technischen Möglichkeiten wie wir ist Bettina Klare. Sie hat von ihrem Rheumatologen den Tipp bekommen, beim Projekt SLS-ASSIST mitzumachen und das FabLab zu nutzen, um sich ihre ganz individuelle Handschiene anzufertigen. Die Grafikdesignerin, IT-Trainerin und Bloggerin möchte sich nämlich vom Rheuma in ihren Hand- und Fingergelenken den Spaß an allem, was mit Software und Computern zu tun hat, nicht verderben lassen. „Diese Schienen aus dem Orthopädie-Fachhandel haben für mich irgendwie nicht gepasst. Sie haben meine Finger und Gelenke zwar stabilisiert, mich aber gleichzeitig viel zu sehr beim Tippen eingeschränkt. Mein Arzt wusste irgendwann auch nicht mehr weiter und meinte dann: >Geh doch mal da hin, die können dir bestimmt helfen<. Also bin ich hier her gekommen und mache jetzt bei dem Projekt mit.“

Die Befestigung wird testweise am Schienen-Protoyp angebracht. Foto: HelpCamps
Ein paar kleinere Anpassungen möchte Bettina noch vornehmen. Foto: HelpCamps
Dr.-Ing. Jan Blömer schaut genau, wie die Schiene am Handegelenk sitzt. Foto: HelpCamps
Der letzte Feinschliff am Schienen-Prototyp mit dem Heißluftföhn. Foto: HelpCamps

Die wichtigsten Fragen zu Beginn: Was muss die Schiene können und welches Material verwenden wir dazu am besten? Sie muss leicht sein, aber stabil, und ein unauffälliges Design wäre auch nicht schlecht. Gesagt, getan, los ging es mit dem 3D-Scan der Hand. Bereits beim zweiten Termin erfolgte die erste Anpassung und nach einigen Adaptionen konnte Bettina gestern den Prototypen ihrer Schiene zum Probetragen mit nach Hause nehmen. Wenn sie das nächste mal beim Projekttreffen vorbeischaut, wird die Schiene noch gepolstert und sie bekommt richtige Verschlüsse ─ fertig!

Der Prototyp der Handschiene ist fertig! Foto: HelpCamps
Der Prototyp der Handschiene ist fertig! Foto: HelpCamps

In einer schmalen Vitrine mitten im FabLab kann man noch andere 3D-Druck-Teile bestaunen, die bereits gefertigt wurden, zum Beispiel Stiftehalter oder Spielzeug. Dann geht es weiter ins BioLab. Hier dreht sich momentan alles um die Entwicklung von Kunstleder aus Kombucha-Pilzen, farbige Bakterien und einen neuen Baustoff aus Pilzgeflecht.

Wir sind sehr gespannt, wie es mit Bettinas Handschiene sowie den anderen Produktansätzen weitergeht und freuen uns, SLS-ASSIST in der DEZENTRALE als Netzwerkpartner aufzunehmen!

Die 3D-Drucker laufen für jeden Projektteilnehmer auf Hochtouren. Foto: HelpCamps
Das BioLab der DEZENTRALE – klein, aber fein! Foto: HelpCamps
Benedikt von Kampen zeigt uns stolz die Ergebnisse aus dem BioLab. Foto: HelpCamps
Farbige Bakterien machen Spaß! Foto: HelpCamps
Kunstleder aus dem Kombucha-Pilz – ein vielversprechender Forschungsansatz. Foto: HelpCamps
Baustoffe aus Pilzgeflechten sind ein weiterer Forschungsbereich des BioLab. Foto: HelpCamps

Noch etwas mehr als einen Monat warten, dann findet endlich das HelpCamps-BarCamp statt. Ein paar Teilnehmer haben in unserem Google Doc bereits Sessionvorschläge gemacht, vielen Dank dafür. Hier ein paar der Sessionvorschläge in der Übersicht – auf dass sie noch den ein oder anderen überzeugen, sich auch am BarCamp zu beteiligen.

Ein ganz wichtiger Punkt sind natürlich Alltagshilfen! Wie kann man also zum Beispiel am besten individuelle Hilfsmittel für die Uni produzieren? Und was ist mit dem wohlverdienten Feierabend an der PlayStation nach dem Pauken – Gibt es hier nicht ausgefeilte Möglichkeiten, das Zocken noch inklusiver zu machen?, fragt unser frischgebackener Netzwerkpartner Nils Beinke von Makers Help Care.

Wem eher nicht nach Zocken ist, der kann sich auf Ideen für individualisierbare Musikinstrumente freuen oder einen Einblick darin bekommen, wie sogenannte Wearables und spezielle Textilien den Alltag von Menschen mit Beeinträchtigung erleichtern können.

Neben den konkreten Produkten wünschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber auch Diskussionen zu eher theoretischen Fragen, wie zum Beispiel der, ob das Medizinproduktegesetz eine Grenze für die Arbeit von FabLabs und Makern darstellt. Wie könnte dann beispielsweise eine Zusammenarbeit zwischen Makern und Orthopäden aussehen?

Oder es geht um die Frage, wie sich die Teams einzelner FabLabs am besten darauf einrichten können, in Zukunft öfter Besuch von behinderten Menschen zu bekommen – Welche Möglichkeiten gibt es, ein FabLab möglichst günstig, einfach und sicher barrierefrei auszurüsten? Wie kann man die Maker-Teams und das Management sowie die Orte an sich inklusiv gestalten?

Fragen über Fragen, die hoffentlich am 9. Dezember 2017 ausführlich auf dem HelpCamps-BarCamp diskutiert werden. Wer noch teilnehmen oder einen Sessionvorschlag machen möchte, kann das sehr gerne tun über unser Anmeldeformular. Und natürlich gilt wie immer: Weitersagen!

Titelbild: Dave Bleasdale/CC BY 2.0

Beitragsbild: Felix Schaumburg/CC BY 2.0

Bereits seit gut zwei Jahren tüftelt Nils Beinke, 3D-Druck-Fan und Förderschullehrer, im stillen Kämmerlein an individuellen Alltagshilfen für seine Schülerinnen und Schüler mit Behinderung, wenn er nicht gerade unterrichtet. Er ist auf der Suche nach dem „Killer-Hilfsmittel“. „Doch als ich in diesen Sommerferien immer länger an den CAD-Modellen saß, dachte ich: Das Hilfsmittel gibt es bestimmt schon, doch ich finde es nicht. Mir reicht’s!“

Nils Beinke, Förderschullehrer und Maker, präsentiert stolz „seinen“ Makerbot Replicator 2. Foto: Makers Help Care

Die Lösung: MAKERS HELP CARE, ein Blog mit Do-It-Yourself-Hilfsmittelanleitungen zum Herunterladen und selbst Ausdrucken am 3D-Drucker. Vom Besteckhalter über Erweiterungen für Gaming-Controller bis zur Mittelfinger-Maschine für die Tage, an denen man morgens besser im Bett geblieben wäre, wächst die Webseite stetig zu einem Onlineverzeichnis für DIY-Hilfsmittel heran, „damit sich die Maker-Szene und die Behinderten-Szene mal ordentlich verbinden und ich nicht mehr irgendwas selbst erfinden muss“, wie Nils im HelpCamps-Interview erklärt. Neben dem Austausch hat er aber noch ein Ziel: er möchte weitere Maker finden, die auf Anfrage Hilfsmittel für Menschen mit einer körperlichen Einschränkung drucken.

Obwohl das Onlineportal erst seit dem 20. August 2017 besteht, kann Nils mit seinem Engagement schon einige Erfolge feiern: „Direkt mein zweiter Post auf der Seite, über eine 3D-Straßenkarte für Sehbehinderte, wurde auf wundersameweise über Twitter geteilt und brachte mehrere hundert Klicks an einem Tag. Für einen Blog, der praktisch zwei Tage alt war! Verrückt! Danach habe ich ein Video gemacht, wo ich den Ablauf erkläre: makershelpcare.de besuchen, runterladen, ausdrucken. Das gab eine tolle Resonanz. Das größte ist natürlich jetzt zuletzt der gekaperte Stand auf der RehaCare gewesen und die wundervollen Rückmeldungen dazu von allen Seiten. Es ist toll.“

Ein Netzwerk ist entscheidend für die weitere Pionierarbeit

Nur einige Hilfsmittel aus Nils‘ 3D-Drucker: Ein E-Rolli-Hockeyschläger, ein Getränkehalter, ein Kakao-Öffner, ein Poly-Bat-Schläger, ein verstellbarer Getränkehalter und zwei Besteckhalterungen. Foto: Makers Help Care

Nach dem Senkrechtstart ist für Nils klar: da geht noch mehr! Bisher fehlt das „Killer-Hilfsmittel, was sofort ein großes Problem für Menschen mit Behinderung löst. Das muss noch her!“ – da kommt HelpCamps wie gerufen.

Als Netzwerkpartner möchte der sympathische Pädagoge und Tüftler „viele Leute erreichen (…). Maker, die ihr Know-How hergeben. Vielleicht Menschen, die Spenden oder Zeit investieren“, überlegt er, denn es „muss noch viel Pionierarbeit geleistet werden, damit die Menschen verstehen, was Makertum, Open-Source und FabLab bedeutet.“

In diesem Sinne hofft Nils Beinke beim HelpCamps-BarCamp am 9. Dezember 2017 auf „Gute Gespräche, Austausch und Input. Ich habe jetzt schon so viel von den Gesprächen mit den anderen Maker*innen und Photonikforscher*innen gelernt. Gleichzeitig hoffe ich, auch andere Teilnehmer für die Sache zu begeistern. Wenn dabei noch ein praktisches neues Hilfsmittel herauskommt, dann hat das BarCamp schon richtig was erreicht.“

Innovation – das ist eine „geplante und kontrollierte Veränderung“, wie der Duden schreibt. Sie ist aber auch die „Realisierung einer neuartigen, fortschrittlichen Lösung für ein bestimmtes Problem“ und deshalb so wichtig für HelpCamps. Wir möchten einen Schritt weiter gehen und Open Innovation vorantreiben für alle, die am Projekt mitwirken.

Aber was genau bedeutet das speziell für Unternehmen?

Wie Open Innovation für das eigene Unternehmen konkret aussehen kann und inwiefern es sinnvoll ist, den bisher eher intern angelegten Innovationsprozesses nach außen zu öffnen, das sind für Unternehmer oft schwierige Fragen. HelpCamps möchte deshalb besonders kleinen und mittleren Unternehmen der Hilfsmittelbranche einen Erfahrungsraum bieten zum Thema und praktisch zeigen, dass Open Innovation für die eigene Ideen- und Produktentwicklung zahlreiche Vorteile bringt.

Ein neues technisches Hilfsmittel wird meist erst dann vom Anwender getestet und beurteilt, wenn ein Prototyp bereits gefertigt wurde. Das bedeutet, bis dahin ist schon viel Zeit vergangen, es sind eine Menge Geld, Material und Arbeitskraft investiert worden. Dies ist kein Problem, so lange sich der entwickelte Prototyp im Austausch mit dem zukünftigen Anwender als brauchbar herausstellt. Sind aber umfangreiche Änderungen oder gar ein kompletter Neustart in der Produktentwicklung nötig, gehen viele Ressourcen verloren. Mit Open Innovation als Arbeitsprinzip lässt sich das vermeiden, denn hier gestalten die zukünftigen Anwender eines Hilfsmittels ebenso wie andere externe Stellen von Anfang an den Innovationsprozess mit.

Welche Vorteile bringt mir Open Innovation als Unternehmer?

Open Innovation ist ein vielfältiger Entwicklungsprozess. Foto: NLI/matrix GmbH & Co. KG

Das direkte Nutzerfeedback sowie die Berücksichtigung von Erfahrungen Anderer machen Hürden und Fallstricke in der Produktentwicklung sichtbar, bevor sie zu einem echten Problem werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, die eigenen Prozess- und Organisationsabläufe mit wenig Aufwand zu optimieren. Für die zukünftige Arbeit bedeutet das einen mitunter großen Zugewinn an Schnelligkeit und außerdem eine teils erhebliche Kostenersparnis.

Ein beständiger Austausch im Netzwerk ermöglicht eine größere Flexibilität im Innovationsprozess und darüber hinaus mehr Individualität in der Beratung und Produktentwicklung für den Kunden. Dadurch verbessern sich wiederum das Image des Unternehmens und nicht zuletzt auch die Produktqualität.

Open Innovation bei HelpCamps –
ein Sprungbrett für zukunftsorientiertes Arbeiten

Für das HelpCamps-Team stehen dabei die Offenheit jedes mitwirkenden Unternehmers und seine Selbstbestimmung nicht im Widerspruch. Im Gegenteil möchten wir ausdrücklich betonen, dass jeder – egal ob Unternehmer, Mensch mit Beeinträchtigung, Maker, Wissenschaftler oder Interessierter – im Rahmen des Projektes immer selbst entscheiden kann, welche und wie viele Informationen er mit den Anderen teilt.

Statt komplette unternehmensspezifische Entwicklungsprozesse und Methoden aufzudecken, ist das Ziel von HelpCamps vielmehr, einzelne Aspekte seiner Arbeit in einem vertrauten und aufgeschlossenen Umfeld zu teilen, um andere zu unterstützen und gleichzeitig vielleicht entscheidende Hinweise für den Durchbruch in der eigenen Produktentwicklung zu erhalten. Die Firma matrix als Initiator von HelpCamps steht dabei mit ihrem umfangreichen Know-How zum Projekt- und Innovationsmanagement beratend zur Seite.

Vom Selbsterfahrungsbericht mit einem bestimmten Produkt über die Diskussion eines Ideenansatzes bis hin zur Vorstellung eines Prototyps oder der Skizzierung eines Geschäftsmodells sind alle Formen des Austauschs möglich. Wir sind gespannt, was letztendlich daraus entsteht – zum Beispiel eine zwanglose Begegnung, ein projektbezogenes Mentoring, eine Kooperation oder sogar eine Geschäftspartnerschaft – und freuen uns über einen persönlichen Austausch sowie weitere Anmeldungen zum HelpCamps-BarCamp am 9. Dezember 2017 in Dortmund.

HelpCamps lebt vom Austausch zwischen Menschen mit Beeinträchtigung, Unternehmern der Hilfsmittelwirtschaft, Makern, Wissenschaftlern und Interessierten. Deshalb haben wir verschiedene Veranstaltungen geplant, die Raum für Ideen, Diskussionen und Austausch auf Augenhöhe bieten.

Die Partnertreffen – Austausch zwischen Unternehmern der Hilfsmittelwirtschaft, Hochschulen und FabLabs

Die Partnertreffen bieten allen Netzwerkpartnern die Gelegenheit, sich untereinander näher kennenzulernen und das Projekt aktiv mitzugestalten. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen der Hilfsmittelwirtschaft können sich hier mit den FabLabs, Hochschulen sowie mit anderen Unternehmen vernetzen und sich über Chancen im Rahmen von HelpCamps austauschen.

Jemand braucht einen Kooperationspartner für eine konkrete Produktentwicklung, sucht nach einem Lösungsansatz für ein technisches Problem oder will sein persönliches Netzwerk erweitern – die Partnertreffen sind für alle diese Anliegen offen.

Wichtig zu wissen: Ein Austausch zu eigenen Ideen oder Produktentwicklungen ist nicht zwingend. Jeder entscheidet selbst, welche Informationen er oder sie mit den Anwesenden teilen will. Unser Ziel ist es jedoch, die Netzwerkpartner mit den Möglichkeiten von Open Innovation vertraut und diese erlebbar zu machen. Open Innovation ermöglicht es beispielsweise, direktes Nutzerfeedback zur erhalten und so den eigenen Innovationsprozess schneller, günstiger und erfolgsversprechender zu gestalten.

Infos und Kontakt:
Niels Lichtenthäler, kontakt@helpcamps.de oder Telefon: 0211 75707-20

Sollte jemand Assistenzbedarf haben oder spezielle Unterstützung benötigen, um an den Partnertreffen teilnehmen zu können, würden sich die Organisatoren über eine Nachricht im Vorfeld freuen. E-Mail an: kontakt@helpcamps.de

Das BarCamp – Probleme aufzeigen und gemeinsam Lösungsansätze entwickeln

Ohne zu wissen, wo der Schuh drückt, können wir ihn nicht passend machen – deshalb findet am 9. Dezember 2017 in der Fachschule für Orthopädie-Technik e.V. in Dortmund von 11-17:30 Uhr das HelpCamps-BarCamp statt. Hier können Menschen mit Beeinträchtigung und Hilfsmittelanwender wie zum Beispiel Assistenz- oder Pflegekräfte ihre persönlichen Herausforderungen mit der Hilfsmittelversorgung ansprechen. In einzelnen Sessions mit Makern, Unternehmern, Wissenschaftlern und Interessierten suchen sie anschließend nach Lösungsansätzen. Wir wollen einen offenen, direkten Austausch auf Augenhöhe für eine günstigere, schnellere und individuellere Hilfsmittelversorgung, deshalb ist der Input aller gefragt. Dazu noch ein Hinweis: Im Sinne des Austauschs auf Augenhöhe duzen sich die Anwesenden auf einem BarCamp in der Regel, ganz unabhängig von ihrer Funktion oder ihrem Beruf. Eine Anmeldung ist hier möglich.

Themenideen sammelt vorab das HelpCamps-Team per Google Doc oder per Mail: kontakt@helpcamps.de

Sollte jemand Assistenzbedarf haben oder spezielle Unterstützung benötigen, um am BarCamp teilnehmen zu können, würden sich die Organisatoren ebenfalls über eine Nachricht im Vorfeld freuen. E-Mail an: kontakt@helpcamps.de

Das Innovationsforum – zwei Tage tüfteln für neue technische Hilfsmittel und Alltagserleichterungen

Beim zweitägigen Innovationsforum werden die meistdiskutierten und vielversprechendsten Ideenansätze aus dem BarCamp in die Tat umgesetzt. Ob Prototyp, Businessplan oder Designkonzept – was an diesem Tag realisiert wird, entscheiden die Teilnehmenden.

Auch für das Innovationsforum gilt: Interessierte mit Assistenz- oder sonstigem Unterstützungsbedarf schicken bitte im Vorfeld der Veranstaltung eine E-Mail an kontakt@helpcamps.de, damit das Team die Teilnahme bestmöglich organisieren kann.

HelpCamps richtet sich in erster Linie an vier verschiedene Fokusgruppen:

  • Menschen mit Beeinträchtigung
  • Kleine und mittlere Unternehmer aus der Hilfsmittelbranche
  • Akteure der Makerszene
  • Wissenschaftler (Disability Studies, Hilfsmittelforschung & -entwicklung u.a.)

Vier Fokusgruppen, aber Raum für Alle

Das heißt aber nicht, dass andere Interessierte nicht mitmachen können – im Gegenteil! Wir sind für jede Idee zur schnelleren, günstigeren und individuelleren Versorgung mit technischen Hilfsmitteln dankbar.

Sie sind zum Beispiel in der Pflege oder Assistenz tätig und möchten Ihre Erfahrungen zur Versorgung und Anwendung von technischen Hilfsmitteln bei HelpCamps einbringen?

Sie sind Angehöriger eines Menschen mit Beeinträchtigung und möchten gemeinsam mit Anderen nach  Lösungen suchen, die Ihnen den Umgang mit der Beeinträchtigung erleichtern?

Sie sind ein Tüftler und kreativer Kopf und würden sich gern engagieren, um HelpCamps voranzutreiben?

Jetzt mitmachen beim HelpCamps BarCamp!

Dann kommen Sie am besten zu unserem BarCamp! Dabei treffen Sie sich einen Tag lang mit Allen, die HelpCamps mitgestalten und langfristig ein Netzwerk für eine bessere Versorgung mit technischen Hilfsmitteln aufbauen wollen. Zu Beginn der Veranstaltung wird ein sogenannter Sessionplan erstellt, das heißt eine Art Tagesplan mit verschiedenen Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden. Welche Themen dabei behandelt werden, entscheiden Sie! Entweder direkt zu Beginn der Veranstaltung oder indem Sie uns im Vorfeld eine E-Mail mit Ihrem Sessionvorschlag zukommen lassen. Das BarCamp ist für alle Teilnehmer kostenfrei.

Sollten Sie Assistenzbedarf haben oder sonstige Unterstützung benötigen, um am BarCamp teilnehmen zu können, senden Sie uns bitte ebenfalls eine Nachricht. Wir möchten Ihnen die Teilnahme gern so barrierefrei wie möglich machen.